Von den unglaublichen Möglichkeiten des Akkordeons

Schifferklavier. Quetschkommode. Schweineorgel. Es gibt viele, mehr oder minder freundlich gemeinte Bezeichnungen für das Akkordeon. Allen ist gemein, dass nicht selten ein wenig Geringschätzung mitklingt, weil viele die Ziehharmonika nicht wirklich ernst nehmen.

Hochkomplexes Instrument

Dabei ist das Aerophon nicht nur in seiner nicht gerade preisgünstigen Konzert-Variante ein hochkomplexes Instrument und zudem eines, das für eine wahrhaft klangliche Vielfalt steht. Man hat schon Straßenmusikanten erlebt, die Johann Sebastian Bachs „Toccata und Fuge d-moll“ anstimmten und dabei einen voluminöseren Sound erzeugten, als eine kleine Kirchenorgel. Und man kann sie genauso zart wie eine Flöte klingen lassen. Vassily Dück hat sich mit Leib und Seele seinem Handzuginstrument verschrieben. „Ich möchte das Akkordeon als eines der vielseitigsten Musikinstrumenten überhaupt präsentieren“, sagt der im sibirischen Blagoweschenka geborene und in der Wetterau lebende Musiker.

 

Hat sich mit Leib und Seele dem Akkordeon verschrieben:
Vassily Dück. Am Donnerstag ist er mit seinen Instrumenten
in der Fabrik zu hören.
FOTO: PRIVAT

Dafür hat er ein Programm zusammengestellt, dem er den poetischen Titel „Die wunderbare Welt des Akkordeons“ gegeben hat und das er am Donnerstag, 16.Dezember, um 20 Uhr auf die Bühne der Fabrik im Mittleren Hasenpfad bringen wird. Er wird das solo, ganz ohne Begleiter tun, aber mit einem Arsenal an unterschiedlichen Tasten- und Knopf-Varianten seines Lieblingsklangerzeugers, wie man auf dem Foto unschwer erkennen kann. 

Weit mehr als nur Volksmusik

Mit großer Freude wird Dück daran gehen, mit den Klischees zu brechen, mit denen er sich immer wieder konfrontiert sieht. Den Balg einfach nur mit Volksmusik zu assoziieren, ist viel zu eindimensional. „Auf der einen Seite gibt es viel traditionelle Musik für das Akkordeon, die wunderschön ist, aber das Instrument bietet andererseits so viele Möglichkeiten, mit ihm auch Anderes und viel Neues zu entdecken und auszuprobieren“, verspricht Dück ein stilistisch vielfältiges Repertoire mit Stücken aus Genres wie Weltmusik, Pop und Klassik.

„Ich werde auch ein paar meiner eigenen Kompositionen wie ,Orient Waltz‘ oder ,Old Car Blues‘ spielen, etwas Poppiges wie Stevie Wonders ,Sir Duke‘ und Jazziges à la ,Spain‘ von Chick Corea, Tangos von Astor Piazzolla, dazu klassische Stücke von Bach und Vivaldi und natürlich traditionelle französische und russische Musik.“ Dücks Experimentierfreude geht dabei so weit, dass er nicht einmal davor zurückschreckt, ein paar harte „AC/DC“-Sequenzen zum Besten zu geben. „Auch das passt zu meiner Seele“, lacht der Virtuose.

DETLEF KINSLER

Frankfurter-Neue-Presse

SACHSENHAUSEN